In manchen Branchen, Gebieten sowie speziellen Firmen, Institutionen und Unternehmen ist die Anrede DU von Anfang an selbstverständlich. Dies gilt hierarchieübergreifend von der Chefetage bis zum Praktikanten. In anderen Branchen oder Firmen ist dies fast undenkbar. Vielleicht sprechen sich einige Kollegen mit DU an, neue Mitarbeiter werden jedoch erst peu à peu integriert – es kann also durchaus zu ganz unterschiedlichen Anredeformen kommen.

Gegenüber den Vorgesetzten und auch in die umgekehrte Richtung ist die Anrede DU dagegen vollkommen ausgeschlossen. Zu allen Versionen gibt es Befürworter und Gegner oder zumindest Kritiker. Und es gibt durchaus für alle Positionen nachvollziehbare Gründe.
Weltkonzern, Traditionshaus oder Familienbetrieb?
Weltkonzerne, die hauptsächlich in Englisch kommunizieren, nutzen eher das DU als ein alteingesessenes lokales Unternehmen. Ebenso kann es in einem Familienbetrieb auf dem Lande schneller zu einem DU kommen als in Firmen in Stadtlage und/oder mit streng hierarchischem Ansatz. Es lässt sich daher nicht so ohne Weiteres überall per Diktat «von oben» das DU einführen: Es könnte auf wenig Gegenliebe stossen, das Klima negativ verändern und sich eventuell auch nicht wirklich durchsetzen.
Mit DU bessere Ergebnisse?
Auf der anderen Seite zeigt sich eine DU-Belegschaft oftmals enger verzahnt, sie kommuniziert besser und liefert am Ende positivere Arbeitsergebnisse ab. Auch ist der Umgangston lockerer, der Einzelne fühlt sich sicherer. Das muss aber nicht so sein, daher ist immer zu beachten, wer wo welche Sprache einführen möchte. Ist das Haus noch nicht so weit, kann dies ziemlich schiefgehen, lässt sich aber kaum rückgängig machen – vor allem, wenn es von der obersten Etage diktiert wurde – und vergiftet das Klima.
Fingerspitzengefühl gefragt
Es erfordert ein recht grosses Taktgefühl und eine gute Intuition, um in manchem Betrieb das DU einzuführen. Traditionen und Strukturen lassen sich nicht von heute auf morgen ändern. Doch kann ein Unternehmer eine offenere Kultur fördern und beispielsweise das Thema in einer Sitzung ansprechen, es aber den Einzelnen überlassen und vorsichtig hier und da Anstösse geben oder unterstützen. So wächst der Betrieb allmählich in eine gute DU-Szene hinein, bei der es nicht am nötigen Respekt fehlt, weder untereinander noch gegenüber Vorgesetzten und auch nicht im Gendervergleich.