Gleichstellungsbüros für Frauen werden abgeschafft (solche für Männer jedoch eröffnet), es ist nicht mehr «in», über Emanzipation zu sprechen oder gar, sich als Frau emanzipiert zu nennen … zu recht? Haben die Frauen ihre Arbeitssituation wirklich verbessern können?
Wenn man den neuesten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS)* glauben darf, dann sieht es noch nicht so rosig aus für die erwerbstätigen Frauen in der Schweiz. Zwar bleibt der Anteil der am Arbeitsmarkt teilnehmenden Frauen stabil, sie machen rund 45 Prozent der Erwerbsbevölkerung aus. Aber Frauen verzeichnen eine höhere Erwerbslosenquote und verdienen durchschnittlich 18,4 Prozent weniger als die Männer. Und speziell ist zudem, dass über 50 Prozent der Frauen in der Schweiz Teilzeit arbeiten.

In welchen Sektoren arbeiten die Frauen?
Frauen sind vor allem im Dienstleistungssektor tätig (zu 86,4 %, Männer zu 63,8%), in der Industrie arbeiten nur 10,4% der Frauen (aber 32.2% der Männer) und in der Landwirtschaft ist der Anteil mit 3,2% noch geringer (Anteil der Männer hier 4,1%).
Teilzeit im Trend
Als Teilzeiterwerbstätige werden diejenigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betrachtet, die ein Pensum von weniger als 90% arbeiten. Grundsätzlich ist bei den Männern wie bei den Frauen von 2006 bis 2011 eine leichte Zunahme bei den Teilzeitpensen zu beobachten. Dennoch ist der Unterschied beträchtlich: im 2. Quartal 2011 arbeiteten Frauen zu 54,1% Teilzeit, bei den Männern belief sich der Anteil der «Teilzeiter» in der gleichen Zeitperiode auf 12,6%. Teilzeit ist im Trend, das bestätigen auch die Zahlen aus Deutschland: rund 26% aller Erwerbstätigen arbeiten Teilzeit, deutlich mehr als in anderen EU-Ländern.
Fast 40% der Lohndifferenz «nicht erklärbar»
Der Durchschnittsmonatslohn bei den Männern betrug im Jahr 2010 CHF 6397 und bei den Frauen CHF 5221 – das heisst, Frauen verdienen in der Schweiz immer noch durchschnittlich 18,4% weniger! Immerhin, vor zehn Jahren betrug die Differenz noch 21,3%. Das BFS liess diesen doch beträchtlichen Lohn-Unterschied untersuchen und publizierte 2010 die Ergebnisse dieser Studie: für 2008 liessen sich 61,1% der Lohndifferenz durch Faktoren in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz, dem Unternehmen und der persönlichen Qualifikation erklären, aber 38,9% der Differenz waren «nicht erklärbar». In Geld ausgedrückt bedeutet dies, dass Frauen 2010 jeden Monat im Durchschnitt CHF 457.50 weniger verdienten, einfach weil sie weiblichen Geschlechts sind …
Vielleicht sollte man die Gleichstellungsbüros für Frauen doch wieder besetzen?
* Quelle: BFS Aktuell, Arbeitsmarktindikatoren